Martin Marty, ein Schweizer Missionar bei den Lakota

Im Jahr 1860 wurde der junge Einsiedler Benediktinermönch Martin Marty von seinem Kloster in die USA geschickt. In dieser Lektionenreihe erkunden wir seinen Werdegang zum «Indianermissionar» wie auch die Ziele und die brutalen Methoden des Ethnozids an den Indigenen Nordamerikas.

Darum geht's

In dieser Lektionenreihe erschliessen wir eine Schweizer Auswanderungsgeschichte des 19. Jahrhunderts, die nicht aus Armut erfolgte, sondern einen Beitrag der Schweiz zum Kolonialismus darstellt: Der «Zivilisierung» der Lakota. Und was sollen wir davon halten, dass Martin Marty noch heute in South Dakota als «Apostle of the Sioux Indians» geehrt wird?

Zeitaufwand: Pro Kapitel ca. 2 Lektionen, 8 Lektionen insgesamt.

Lernziele

Diese Lerneinheit ist für die Sekundarstufe (ab 1. Sekundarklasse) geeignet. Die folgenden Lernziele stehen im Fokus:

Die Schülerinnen und Schüler...

RZG 2.1: ... können Bevölkerungsstrukturen und -bewegungen erkennen und einordnen.

RZG 6.2: ... können Kontinuitäten und Umbrüche im 19. Jahrhundert charakterisieren.

  1. Biografie und Auswanderungsgründe Marty

... gewinnen einen Überblick über das Leben und die Auswanderungsgründe von Martin Marty.

  1. Lebensweise Lakota

... können einschätzen, wie die Lakota traditionellerweise gelebt haben und wie ihnen durch das Vorstossen weisser Siedler und die US-Amerikanische Indianerpolitik ihre Lebensgrundlagen genommen wurden.

Lernziele (Fortsetzung)

  1. Boarding Schools: Ziele

... verstehen, dass mit den Boarding Schools (Internatsschulen) das Ziel verfolgt wurde, die Indianerkinder zu «zivilisieren» und ihrer traditionellen Kultur zu berauben. Die Schülerinnen und Schüler können beurteilen, inwiefern es sich dabei um einen Ethnozid (vorsätzliche Vernichtung einer Sprache, Religion oder Kultur) handelt.

  1. Boarding Schools: Missstände und Folgen

... können mit Hilfe von Quellen zum Schicksal von ehemaligen indianischen Schüler:innen der Boarding Schools erschliessen, welche Missstände dort herrschten und wie die Kinder traumatisiert wurden.  Die SuS können einschätzen, inwiefern es gelang, die indianische Kultur zu vernichten (Ethnozid).
Die Schüler:innen erschliessen ein Denkmal für Martin Marty und können sich aufgrund des Gelernten selbständig Überlegungen machen, in welcher Form an ihn erinnert werden sollte.

 

Literatur:

Menrath, Manuel: Mission Sitting Bull. Die Geschichte der katholischen Sioux, Paderborn 2016.

Eugster, David / Kern, Thomas: Handlanger des amerikanischen Ethnozids, in: SWI. swissinfo.ch:
https://www.swissinfo.ch/ger/handlanger-des-amerikanischen-ethnozids-/46767796
(aufgerufen am 4.11.2022).

Martin Marty: Vom Mönch aus Einsiedeln zum «Indianermissionar»

Zum Einstieg erarbeiten die Schülerinnen und Schüler die Biografie von Martin Marty (1834-1896). Der Kulturkampf in der Schweiz bildet den Hintergrund seiner Auswanderung in die USA, wird hier aber nur am Rande thematisiert. Näheres dazu finden Sie im Historischen Lexikon der Schweiz

Die Schüler:innen systematisieren selbstständig wichtige Informationen aus einem Text, machen eine Internetrecherche zu Tell City (Indiana) und zeichnen die Stationen in Martys Leben in einer Karte ein.

Die Lebensweise der Lakota und die amerikanische Landnahme

In diesem Lernschritt erarbeiten sich die Schüler:innen die Lebensweise der Lakota in den Great Plains vor der Landnahme durch weisse Siedler:innen und deren Auswirkungen.

Zunächst arbeiten die Schüler:innen selbstständig mit einem Text. Daran schliesst eine Diskussion in Gruppen oder in der Klasse an. Die zu diskutierenden Fragen sind in der Unterlagen aufgeführt. Ein zusätzlicher Text von Luther Standing Bear erschliesst die subjektive Sicht eines betroffenen Lakota.

Die «Zivilisierung» indianischer Kinder in Internaten

Jetzt befassen sich die Schüler:innen mit den Boarding Schools, wo den «Indianern» ihre Kultur ausgetrieben werden sollte, um sie zu «zivilisieren» beziehungsweise zu subalternen Arbeitern und Arbeiterinnen zu erziehen. Die Fragen in den Arbeitsunterlagen sollten in kleinen Gruppen (2-3 Schüler:innen) beantwortet werden.

Die Boarding Schools: Missstände und Folgen

Diese Lerneinheit startet mit einem Radiobeitrag (5 Minuten) über Angela Shisheesh vom Volk der Cree. Sie war Schülerin in einer kanadischen Residential School, die mit Martin Martys Boarding School vergleichbar ist. 

Die Schüler:innen notieren die wichtigsten Inhalte der Sendung und diskutieren in kleinen Gruppen über das von den Betroffenen Erlebte. Für die Aufgabe 1 zum Bericht über Angela Shisheesh gibt es ein Blatt mit Musterlösungen, das Sie den Schüler:innen abgeben können.

Noch heute steht vor der Mount Marty University in Yankton (South Dakota) die Statue von Martin Marty, der dort als «Pioneer Bishop» und «Apostle of the Sioux Indians» geehrt wird. Ihre Schüler:innen diskutieren darüber, ob dies korrekt ist und was allenfalls mit der Statue zu tun wäre.