Normalfall Migration

Menschen sind seit jeher gewandert. Die Migration ist deshalb der menschliche Normalfall. Pilger, Söldner, Flüchtlinge und eine beträchtliche Binnenwanderung sorgten in der alten Schweiz für Bewegung.

1500: In der alten Schweiz bilden Söldner die grösste Gruppe der Arbeitsmigranten

Seit jeher sind Menschen gewandert. Sie taten dies alleine, in kleinen oder grossen Gruppen. Dieses Bild entstand vor mehr als 500 Jahren. Es zeigt Söldner, die sich in Luzern einschiffen, um über den See und den Gotthard nach Italien zu reisen. Dort werden sie für Frankreich in den Krieg ziehen, um gegen italienische Fürsten und gegen den habsburgischen Einfluss zu kämpfen.

Zwischen 1500 und 1800 war die militärische Arbeitsmigration ein Massenphänomen. Insgesamt zogen hunderttausende Schweizer in fremde Dienste, in bestimmten Regionen betrug der Anteil zeitweise bis zu 30% der erwachsenen Männer. Die Aussicht auf Sold und Beute war ein starker Anreiz für Knechte, Gesellen und Arbeiter. Wer überlebte, kam manchmal schon nach wenigen Wochen oder Monaten wieder zurück. Andere blieben in der Fremde und liessen sich dort nieder.

Quelle: Luzern, Korporation Luzern, S 23 fol., S. 563, Eidgenössische Chronik des Luzerners Diebold Schilling (Luzerner Schilling) 1513. (www.e-codices.ch)

1687: Hugenotten fliehen aus Frankreich durch und in die Schweiz

Die Schweiz ist in der frühen Neuzeit weder als Arbeitsmarkt noch als kulturelles Zentrum attraktiv. Deshalb wandern nur wenige Menschen ein. Flüchtlinge aus religiösen oder politischen Gründen sind bis ins 19. Jahrhundert die grösste Gruppe der Einwanderer.

Im Jahr 1687 erreicht die zweite Welle der protestantischen Flüchtlinge aus Frankreich ihren Höhepunkt. Hunderttausende der sogenannten Hugenotten sind in Frankreich seit der Reformation von Verfolgung bedroht, weil sie sich nicht zum katholischen Glauben bekennen wollen. Sie fliehen zunächst in die Schweiz, wo sie zwar vorläufig aufgenommen, aber mehrheitlich zum Weiterziehen aufgefordert oder gezwungen werden.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts werden einige der Übriggebliebenen in den protestantischen Orten aufgenommen. Es sind vor allem jene, von denen man sich Impulse für die einheimische Wirtschaft erhoffte. Sie widmen sich hauptsächlich dem Textgewerbe, dem Handel und dem Bankenwesen.

Abgebildet ist eine Strumpf-Strickmaschine aus dem Jahr 1771. Solche Maschinen kamen seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts über Frankreich in die Schweiz, hauptsächlich dank den Hugenotten und ihren Nachfahren, die so zur frühen Industrialisierung der Schweiz beitrugen.

Quelle: Bernisches Historisches Museum, Bern